Der Verein

Historisches

Seit 1959 setzt die Walter-Kolb-Stiftung sich für Bildung ein

Im Andenken an den am 20. September 1956 verstorbenen Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb gründeten die vier jungen Stadtverordneten Friedrich Franz Sackenheim, Brigitte Freyh, Emil Bernt und Reinhard Brunk den Verein Walter-Kolb-Stiftung e.V. am 29. Januar 1959.

Ziel des Vereins war es, jungen Berufstätigen ohne Abitur zu helfen, die Hochschulreife zu erwerben. Insgesamt 462 Frauen und 1051 Männer aus den Geburtsjahrgängen 1926 bis 1982 eröffnete die Walter-Kolb-Stiftung e.V. seit der Gründung die Möglichkeit, beruflich weiter zu kommen oder einen ganz neuen Weg einzuschlagen.

1987 erweiterte der damalige Schuldezernent der Stadt Frankfurt am Main und Vorstandsvorsitzende der Walter-Kolb-Stiftung e.V., Stadtrat Bernhard Mihm, gemeinsam mit Dorothée Vorbeck, damals Staatssekretärin im Kultusministerium Hessen, die Aufgabe um kostenlose Bildungsberatung. Mit der „Beratungsstelle für Weiterbildung Rhein-Main“ in der Walter-Kolb-Stiftung e.V. ist eine bundesweit anerkannte Einrichtung entstanden, deren Angebot bislang von rund 40.000 Ratsuchenden in Anspruch genommen wurde.

Die Person

Über Walter Kolb

Eckdaten
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

Geboren wird Walter Kolb am 22. Januar 1902 in Bonn-Poppelsdorf.

1922 wird er Mitbegründer des Deutschen Republikanischen Studentenbundes, dessen Reichsvorsitzender er wurde.

1924 Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.

Nach dem Studium macht Kolb politische Karriere und wird Landrat im Kreis Schmalkalden. Während der Nazizeit wird er mehrfach von der Gestapo verhaftet.

Nach dem Krieg wird Kolb zunächst Oberstadtdirektor in Düsseldorf.

Von 1946 bis 1956 ist er Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

Er stirbt am 20. September 1956 nach einem Herzinfarkt.

Ausbildung
Geht dir Rat aus, geh aufs Rathaus!

„Geht dir Rat aus, geh aufs Rathaus!“ steht bis heute am Rathaus der Stadt Frankfurt am Main. Bei seinem ersten Besuch in Frankfurt an Pfingsten 1923 las auch der damals 21-jährige Bonner Jurastudent Walter Kolb den Sinnspruch an der Fassade. Die Legende will, dass ihm diese Entdeckung zum Schlüsselerlebnis wurde:

Als Vorsitzender des republikanischen Studentenbundes und (…) Mitglied der SPD (…) hatte ich es mir zum Ziele gesetzt, für die Rechte des Volkes, für Freiheit und soziale Gerechtigkeit, für ein demokratisches Deutschland meine ganzen Kräfte einzusetzen, erinnerte er sich später. Als ich nun diesen Spruch am Frankfurter Römer las, da wurde mir klar, dass gerade durch die Arbeit der Gemeinde der gestellten Aufgabe am besten zu dienen ist. Ich nahm mir vor, diesen Berufsweg zu beschreiten.

Nach Abschluss seines Studiums (1924) schlug Kolb daher die Verwaltungslaufbahn ein und träumte davon, Oberbürgermeister zu werden. Am 25. Juli 1946 wurde Walter Kolb zum Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main gewählt. Er war damit der erste demokratisch gewählte Frankfurter Oberbürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg. Für das Amt qualifizierten ihn seine demokratische Gesinnung, deretwegen er in der NS-Zeit aus dem Staatsdienst entlassen und mehrfach inhaftiert worden war, ebenso wie seine kommunalpolitische Erfahrung, die er seit 1945 in Düsseldorf, zuletzt als Oberstadtdirektor, bewiesen hatte.

 

Schaffen
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

Bei Kriegsende lag Frankfurt als eine der am schwersten zerstörten Großstädte unter einer Trümmerschicht von fast 13 Millionen Kubikmetern begraben. Voraussetzung für den Wiederaufbau war somit die systematische Enttrümerung der Stadt. Der eigentliche Wiederaufbau Frankfurts begann mit der Paulskirche, die Kolb pünktlich zur Jahrhundertfeier des ersten gewählten gesamtdeutschen Parlaments am 18. Mai 1948 wiederhergestellt sehen wollte. Am 17. März 1947 wurde in der enttrümmerten Ruine der Grundstein gelegt. Kolb und seiner Energie ist es zu verdanken, dass die neue Paulskirche nur 14 Monate später, genau am 100. Jahrestag des Beginns der Deutschen Nationalversammlung 1948, wirklich eingeweiht werden konnte. Das in zeitgemäß vereinfachter Form wiedererrichtete Gebäude sollte künftig nicht mehr als Gotteshaus, sondern als nationale Gedenk- und Tagungsstätte, als das Haus aller Deutschen, dienen. Mit seinem Engagement für den Wiederaufbau der Paulskirche bewies Kolb politischen Weitblick, obwohl er mit diesem Vorhaben angesichts der furchtbaren Wohnungsnot bei der Bevölkerung eher auf Unverständnis stoßen musste.

Um der Kritik die Spitze zu nehmen, wurde gleichzeitig mit der Paulskirche eine der zerstörten Stadtrandsiedlungen, die Friedrich-Ebert-Siedlung im Gallusviertel, wiederaufgebaut. Am 17. Mai 1948, dem Vortag zur Paulskirchenfeier, wurden die dort wiedererstandenen 171 Wohnungen feierlich den glücklichen Mietern übergeben. In den folgenden Jahren trieb Walter Kolb in großem Stil den Wiederaufbau der Stadt voran. Dabei hatte sich Frankfurt bei dem am 15. Mai 1952 begonnenen Neuaufbau des Stadtkerns den Richtlinien des modernen Städtebaus der 50er Jahre verschrieben und wurde damit wegweisend in der Stadtplanung. Bereits 1948 waren rund 22.000 von 80.500 total zerstörten und 53.000 beschädigten Wohnungen wiederhergestellt, und Ende 1954 gab es in Frankfurt mit rund 170.000 Wohnungen wieder fast genauso viele wie zu Kriegsbeginn.

Als Freund und Förderer des Sports machte sich Kolb auch um den Wiederaufbau von Sportstätten verdient. Während bei Kriegsende nur neun von 141 Turnhallen noch intakt und zwei Drittel der Sportplätze unbespielbar waren, standen Ende 1955 den rund 200 Frankfurter Turn- und Sportvereinen wieder 58 Turnhallen sowie 64 Sportplätze zur Verfügung. Das Waldstadion, das die Militärregierung zunächst requiriert, auf Kolbs Drängen aber 1950 freigegeben hatte, wurde zwischen 1953 und 1955 zur zweitgrößten, 87.000 Zuschauer fassenden Sportarena der Bundesrepublik ausgebaut. Unter Kolb wurde Frankfurt zum beliebten Austragungsort wichtiger Sportveranstaltungen sowie zum Sitz einflussreicher Sportverbände, u. a. des Deutschen Sportbundes, des Deutschen Fußballbundes und des Deutschen Turnerbundes, und damit zur „Hauptstadt des bundesdeutschen Sports“.

Nachruf
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

„Wer ist der populärste Frankfurter?“ fragte 1951 die „Frankfurter Neue Presse“ ihre Leser. Insgesamt 6.206 Einsender stimmten für Oberbürgermeister Walter Kolb, der damit unangefochten den ersten Platz belegte. Dies hatte er vor allem seiner unpathetischen Volkstümlichkeit zu verdanken, die zu einer außergewöhnlichen Verbundenheit der Bürger mit ihrem Stadtoberhaupt geführt hatte. Davon zeugte auch die überwältigende Anteilnahme der Frankfurter beim Tod ihres Oberbürgermeisters. Kolb, von einer längeren Krankheit kaum genesen, hatte anlässlich seines 10jährigen Amtsjubiläums am 1. August 1956 den Dienst wieder aufgenommen. Nur wenige Wochen später, am 20. September 1956, erlag er einem Herzinfarkt. Über 100.000 Menschen säumten Kolbs letzten Weg durch die Stadt, als sein Sarg von der Paulskirche, dem Ort der Trauerfeier, bis zum Hauptfriedhof, seiner letzten Ruhestätte, geleitet wurde.

Eckdaten
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

Geboren wird Walter Kolb am 22. Januar 1902 in Bonn-Poppelsdorf.

1922 wird er Mitbegründer des Deutschen Republikanischen Studentenbundes, dessen Reichsvorsitzender er wurde.

1924 Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.

Nach dem Studium macht Kolb politische Karriere und wird Landrat im Kreis Schmalkalden. Während der Nazizeit wird er mehrfach von der Gestapo verhaftet.

Nach dem Krieg wird Kolb zunächst Oberstadtdirektor in Düsseldorf.

Von 1946 bis 1956 ist er Oberbürgermeister von Frankfurt am Main.

Er stirbt am 20. September 1956 nach einem Herzinfarkt.

Ausbildung
Geht dir Rat aus, geh aufs Rathaus!

„Geht dir Rat aus, geh aufs Rathaus!“ steht bis heute am Rathaus der Stadt Frankfurt am Main. Bei seinem ersten Besuch in Frankfurt an Pfingsten 1923 las auch der damals 21-jährige Bonner Jurastudent Walter Kolb den Sinnspruch an der Fassade. Die Legende will, dass ihm diese Entdeckung zum Schlüsselerlebnis wurde:

Als Vorsitzender des republikanischen Studentenbundes und (…) Mitglied der SPD (…) hatte ich es mir zum Ziele gesetzt, für die Rechte des Volkes, für Freiheit und soziale Gerechtigkeit, für ein demokratisches Deutschland meine ganzen Kräfte einzusetzen, erinnerte er sich später. Als ich nun diesen Spruch am Frankfurter Römer las, da wurde mir klar, dass gerade durch die Arbeit der Gemeinde der gestellten Aufgabe am besten zu dienen ist. Ich nahm mir vor, diesen Berufsweg zu beschreiten.

Nach Abschluss seines Studiums (1924) schlug Kolb daher die Verwaltungslaufbahn ein und träumte davon, Oberbürgermeister zu werden. Am 25. Juli 1946 wurde Walter Kolb zum Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main gewählt. Er war damit der erste demokratisch gewählte Frankfurter Oberbürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg. Für das Amt qualifizierten ihn seine demokratische Gesinnung, deretwegen er in der NS-Zeit aus dem Staatsdienst entlassen und mehrfach inhaftiert worden war, ebenso wie seine kommunalpolitische Erfahrung, die er seit 1945 in Düsseldorf, zuletzt als Oberstadtdirektor, bewiesen hatte.

 

Schaffen
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

Bei Kriegsende lag Frankfurt als eine der am schwersten zerstörten Großstädte unter einer Trümmerschicht von fast 13 Millionen Kubikmetern begraben. Voraussetzung für den Wiederaufbau war somit die systematische Enttrümerung der Stadt. Der eigentliche Wiederaufbau Frankfurts begann mit der Paulskirche, die Kolb pünktlich zur Jahrhundertfeier des ersten gewählten gesamtdeutschen Parlaments am 18. Mai 1948 wiederhergestellt sehen wollte. Am 17. März 1947 wurde in der enttrümmerten Ruine der Grundstein gelegt. Kolb und seiner Energie ist es zu verdanken, dass die neue Paulskirche nur 14 Monate später, genau am 100. Jahrestag des Beginns der Deutschen Nationalversammlung 1948, wirklich eingeweiht werden konnte. Das in zeitgemäß vereinfachter Form wiedererrichtete Gebäude sollte künftig nicht mehr als Gotteshaus, sondern als nationale Gedenk- und Tagungsstätte, als das Haus aller Deutschen, dienen. Mit seinem Engagement für den Wiederaufbau der Paulskirche bewies Kolb politischen Weitblick, obwohl er mit diesem Vorhaben angesichts der furchtbaren Wohnungsnot bei der Bevölkerung eher auf Unverständnis stoßen musste.

Um der Kritik die Spitze zu nehmen, wurde gleichzeitig mit der Paulskirche eine der zerstörten Stadtrandsiedlungen, die Friedrich-Ebert-Siedlung im Gallusviertel, wiederaufgebaut. Am 17. Mai 1948, dem Vortag zur Paulskirchenfeier, wurden die dort wiedererstandenen 171 Wohnungen feierlich den glücklichen Mietern übergeben. In den folgenden Jahren trieb Walter Kolb in großem Stil den Wiederaufbau der Stadt voran. Dabei hatte sich Frankfurt bei dem am 15. Mai 1952 begonnenen Neuaufbau des Stadtkerns den Richtlinien des modernen Städtebaus der 50er Jahre verschrieben und wurde damit wegweisend in der Stadtplanung. Bereits 1948 waren rund 22.000 von 80.500 total zerstörten und 53.000 beschädigten Wohnungen wiederhergestellt, und Ende 1954 gab es in Frankfurt mit rund 170.000 Wohnungen wieder fast genauso viele wie zu Kriegsbeginn.

Als Freund und Förderer des Sports machte sich Kolb auch um den Wiederaufbau von Sportstätten verdient. Während bei Kriegsende nur neun von 141 Turnhallen noch intakt und zwei Drittel der Sportplätze unbespielbar waren, standen Ende 1955 den rund 200 Frankfurter Turn- und Sportvereinen wieder 58 Turnhallen sowie 64 Sportplätze zur Verfügung. Das Waldstadion, das die Militärregierung zunächst requiriert, auf Kolbs Drängen aber 1950 freigegeben hatte, wurde zwischen 1953 und 1955 zur zweitgrößten, 87.000 Zuschauer fassenden Sportarena der Bundesrepublik ausgebaut. Unter Kolb wurde Frankfurt zum beliebten Austragungsort wichtiger Sportveranstaltungen sowie zum Sitz einflussreicher Sportverbände, u. a. des Deutschen Sportbundes, des Deutschen Fußballbundes und des Deutschen Turnerbundes, und damit zur „Hauptstadt des bundesdeutschen Sports“.

Nachruf
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 1946-1956

„Wer ist der populärste Frankfurter?“ fragte 1951 die „Frankfurter Neue Presse“ ihre Leser. Insgesamt 6.206 Einsender stimmten für Oberbürgermeister Walter Kolb, der damit unangefochten den ersten Platz belegte. Dies hatte er vor allem seiner unpathetischen Volkstümlichkeit zu verdanken, die zu einer außergewöhnlichen Verbundenheit der Bürger mit ihrem Stadtoberhaupt geführt hatte. Davon zeugte auch die überwältigende Anteilnahme der Frankfurter beim Tod ihres Oberbürgermeisters. Kolb, von einer längeren Krankheit kaum genesen, hatte anlässlich seines 10jährigen Amtsjubiläums am 1. August 1956 den Dienst wieder aufgenommen. Nur wenige Wochen später, am 20. September 1956, erlag er einem Herzinfarkt. Über 100.000 Menschen säumten Kolbs letzten Weg durch die Stadt, als sein Sarg von der Paulskirche, dem Ort der Trauerfeier, bis zum Hauptfriedhof, seiner letzten Ruhestätte, geleitet wurde.